Jineoloji 2022

Fachtagung

18.02.2022
10 – 18 Uhr
(Zoom)

Eine Kooperationsveranstaltung des Marie Jahoda Center for International Gender Studies der Ruhr-Universität Bochum, der Hochschule Emden/Leer und des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V.

Mit Unterstützung der Rosa Luxemburg Stiftung

Um Anmeldung via info@kurd-akad.com bis zum 15.02.2022 wird gebeten.

Das Programm

Begrüßung:
Dersim Dagdeviren
, Co-Vorsitzende des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V.

Dr. Beate von Miquel, Geschäftsführerin des Marie Jahoda Center for International Gender Studies der Ruhr-Universität Bochum

Einführung:
Dr. Muriel González Athenas, Ruhr-Universität Bochum

Panel I : Wissenschaft neu konstituieren durch dekoloniale Praxis

Dr. Azize Aslan, National Autonomous University of Mexico (UNAM)
Die Wiederherstellung der weiblichen Subjektivität in der Organisation des Lebens und Jineolojî als Perspektive der Autonomie

Yuderkys Espinosa Miñoso, Instituto Caribeño de Pensamiento e Investigación Descolonial/GLEFAS und CAPAS/Universität Heidelberg
La crítica a la colonialidad de la razón feminista (Die Kritik an der Kolonialität aus der Perspektive der feministischen Vernunft)

Moderation: Dr. Mechthild Exo, Hochschule Emden/Leer

Panel II : Körper, Materialität und Natur

Lisa Krall, Universität Köln
Von Relationen und Verschränkungen. Feministisch-materialistisches Lesen epigenetischer Studien

Elif Berk, Jineolojî Magazin, Kurdistan
Vom Krieg der Begriffe zum Leben selbst

Klee Ritter, Queer Studies, Universität Köln
Queerfeminismus als Teil der Frauenrevolution

Moderation: Dr. Christine Löw, Georg-August-Universität Göttingen

Panel III : Ökologie und Bevölkerungspolitiken – Wege gehen und Fallstricke vermeiden

PD Dr. Susanne Schultz, Universität Frankfurt a.M.
Anti-Malthusianismus in Zeiten des Klimawandels: Die Perspektive der
reproduktiven Gerechtigkeit

Prof. Dr. Daniela Danna, University Salento, Italien
Kapitalismus, Bevölkerung und die Rolle der Frau

Sarah Marcha, Jineolojî Center Brüssel, Belgien
Überwindung der ökologischen und bevölkerungspolitischen Probleme durch Stärkung der Identität der freien Frauen und der demokratischen Zivilisation

Moderation: Dr. Muriel González Athenas, Ruhr-Universität Bochum

Koordinatorinnen: Dr. Muriel González Athenas (Ruhr-Universität Bochum); Dr. Mechthild Exo (Hochschule Emden/Leer); Dersim Dagdeviren, Co-Vorsitzende des Netzwerkes kurdischer AkademikerInnen e.V.; Münevver Azizoglu-Bazan (Doktorandin, Universität Bremen), Dr. Christine Löw (Georg-August-Universität Göttingen)

Das Thema

Der Bezug auf „Natur“ ist ein grundlegender Streitpunkt in verschiedenen Strömungen der Feministischen Theorien. Mit dem jüngsten „material turn“ findet eine erneute Auseinandersetzung mit materiellen Aspekten von Geschlechtern, Körpern und Natur wie auch mit den Begriffen Ausbeutung, Herrschaft und Kapitalismus statt. Gegenwärtig werden feministisch-ökologische Überlegungen wieder stärker diskutiert, ebenso materialistische sowie neo-marxistische Feminismen. 

Seit einigen Jahren entsteht zudem aus der Kurdischen (Frauen-)Bewegung heraus eine neue Form von Wissenschaft, die Jineolojî, die nachzeichnet, wie in den 5.000 Jahren Geschichte des Patriarchats eine freie, gemeinschaftliche und in die Natur eingebundene Lebensweise verloren gegangen ist. Die Jîneolojî strebt an, Menschen als Teil der Natur zu begreifen und den Kampf für ihre Erhaltung als einen wichtigen Aspekt des demokratischen Konföderalismus zu sehen. 

Mit der Tagung möchten wir einen Raum schaffen, Überlegungen zu den Verbindungen zwischen Patriarchat, Kapitalismus und Umweltzerstörung, zwischen Gesellschaft und Natur, zwischen Frauen und Natur, zwischen Geschlechterverhältnissen und Ökologie aus der Perspektive von Gender Studies/Feministischer Theorie und der Perspektive von Jineolojî zu verstehen, zu diskutieren und zu verbinden.

Angesichts weltweiter Krisen des Klimas, der Armut, der Fürsorge und sozialer Reproduktion, von Gewaltkonflikten und Feminiziden treten Debatten zur Materialität und Naturverhältnissen erneut in den Fokus feministischer Widerstände, Praktiken und Theoretisierungen. Auch die globalen indigenen, kommunalen, ländlichen Kämpfe von Frauen* im globalen Süden mit dem Ziel,  Welt- und Wissensverhältnisse zu dekolonialisieren, finden mehr Beachtung. Damit erhalten auch marginalisierte Frauen sowie nicht-hegemoniale feministische Kämpfe für eine selbstbestimmte Lebensweise verwoben mit der Verteidigung der Natur oder Mitwelt vermehrte Aufmerksamkeit.