Bericht der AG Ärzt:innen

Bericht der AG Ärzt:innen über die Zerstörung des Impfzentrums für Kinder in Kobane

Hintergrund: Kobane ist eine Stadt in Nordsyrien, die von der kurdischen Selbstverwaltung kontrolliert wird. Die Stadt wurde seit 2014 mehrmals von den Kämpfern des sogenannten Islamischen Staates (IS) belagert und angegriffen, die versuchten, die Stadt einzunehmen. Die kurdischen Milizen, die von der internationalen Koalition unterstützt wurden, konnten die Stadt nach monatelangen heftigen Kämpfen befreien, aber die Stadt wurde dabei fast vollständig zerstört. Seitdem versuchen die Bewohner von Kobane, die Stadt wieder aufzubauen und die humanitäre Lage zu verbessern; trotz der anhaltenden Bedrohung durch den IS und die türkische Armee.

Ereignis: Über die Weihnachtstage 2023 wurde ein Gesundheitszentrum in Kobane, das unter Anderem ein Impfzentrum für Kinder beherbergte, durch Angriffe von türkischen Kampfflugzeugen zerstört. Das Impfzentrum war eines der wenigen, das in der Region funktionierte, und bot kostenlose Impfungen gegen verschiedene Kinderkrankheiten an, wie Masern, Mumps, Röteln, Polio, Keuchhusten, Diphtherie, Tetanus und Hepatitis B. Das Impfzentrum wurde von einer lokalen Nichtregierungsorganisation betrieben, die mit internationalen Partnern zusammenarbeitete, um Impfstoffe und medizinisches Personal bereitzustellen. Das Impfzentrum war auch ein Ort der Aufklärung und Beratung für die Eltern, die über die Bedeutung und den Nutzen von Impfungen informiert wurden.

Auswirkungen: Die Zerstörung des Impfzentrums für Kinder in Kobane hat schwerwiegende Folgen für die Gesundheit und das Wohlergehen der Kinder und der gesamten Bevölkerung in der Region. Durch den Verlust des Impfzentrums werden Tausende von Kindern keinen Zugang mehr zu lebensrettenden Impfungen haben, die sie vor schweren und potenziell tödlichen Infektionskrankheiten schützen können. Dies erhöht das Risiko von Krankheitsausbrüchen und Epidemien, die sich schnell in einer Umgebung ausbreiten können, die bereits von Krieg, Armut, Mangelernährung und mangelnder Hygiene geprägt ist. Die Zerstörung des Impfzentrums bedeutet auch einen Rückschlag für die Bemühungen, die Impfraten in der Region zu erhöhen, die laut verschiedenen Studien und Quellen niedrig sind (5, 6, 7, 8, 9). Dies liegt an verschiedenen Faktoren, wie dem Mangel an Impfstoffen, dem Mangel an medizinischem Personal, dem Mangel an Vertrauen in die Impfungen, dem Mangel an Aufklärung und dem Mangel an Sicherheit. Die Zerstörung des Impfzentrums ist auch ein Angriff auf die Menschenrechte und die humanitäre Hilfe, die versuchen, das Leiden der Menschen in Kobane zu lindern. 

Empfehlungen: Um die Versorgungslücke im Gesundheitsbereich zu schließen, die durch die Zerstörung des Impfzentrums für Kinder in Kobane entstanden ist, und um die Gefahr der Inzidenzerhöhung von vielen Erkrankungen, die normalerweise durch Impfungen vorzubeugen wären, zu verringern, empfehlen wir folgende Maßnahmen:

– Die internationale Gemeinschaft sollte die türkische Regierung auffordern, die Angriffe auf die kurdischen Gebiete in Syrien zu stoppen und die Menschenrechte und das humanitäre Völkerrecht zu respektieren.

– Die internationale Gemeinschaft sollte die kurdische Selbstverwaltung in Nordsyrien politisch und diplomatisch anerkennen und unterstützen, um ihre Autonomie und Sicherheit zu gewährleisten.

– Die internationale Gemeinschaft sollte die humanitäre Hilfe für die Menschen in Kobane verstärken und finanzielle, materielle und personelle Ressourcen bereitstellen, um das Gesundheitszentrum sowie das Impfzentrum für Kinder wieder aufzubauen und seine Kapazität zu erweitern.

– Die lokalen Behörden und Organisationen sollten die Impfkampagnen in der Region fortsetzen und intensivieren und die Bevölkerung über die Vorteile und die Sicherheit von Impfungen aufklären und sensibilisieren.

– Die lokalen Behörden und Organisationen sollten die Impfdaten und -überwachung verbessern und die lokalen Impfempfehlungen der Autonomiebehörde befolgen, um einen optimalen Impfschutz für die Kinder und die gesamte Bevölkerung zu gewährleisten.